Poetischer Diskussionsbeitrag zum Thema Frieden in der Ukraine – und anderswo
Die folgenden Gedichte wurden im Jahr 1980 geschrieben. Sie setzen sich formal mit der Dichtungstheorie Friedrich Hölderlins (Vom Wechsel der Töne) auseinander. Obwohl vor gut vierzig Jahren geschrieben, sind ihre Inhalte aktueller denn je.
Das erste Gedicht mit dem Titel "Das menschliche Maß" wurde formal dem Versmaß einer antiken Elegie nachempfunden, die sich durch sog. Distichen auszeichnet. Das heißt: der erste von jeweils zwei Versen ist ein Hexameter, welcher den Tonfall am Ende der Zeile hebt, während der nachfolgende Vers die Stimme senkt und Pentameter heißt. Die lyrische Grundstimmung einer Elegie ist daher wehmütig, sie drückt sich in fortlaufenden Klagen aus. Ein „Distichen“ (als Doppelvers) reit sich an das andere. Die schönsten Elegien in deutscher Sprache wurden von Hölderlin geschrieben.
Das zweite Gedicht mit dem Titel „Idylle“ spannt den Hintergrund gegenwärtiger Zeit auf, vor dem das folgende gesehen werden wird. Kapitatistisches Proftstreben liegt am Beginn jeweder Umweltzerstörung und dient als Triebfeder der Zerstörungsspiralen von Aufrüstung und Krieg.
Das dritte Gedicht mit dem Titel "Allein in Olympia" wurde als frei-rhythmische Hymne nach dem Vorbild der "Vaterländischen Gesänge" von Friedrich Hölderlin konzipiert. Hölderlins ‚transzendentale Poesie‘, die als eine poetische Verfahrensweise verstanden werden kann, welche die Bedingung der Möglichkeit von Empfindungen transparent werden lässt, wurde hier angewandt. Indem die verschiedenen lyrischen Tonfälle (lyrisch, heroisch, idealistisch), die Hölderlin in seiner Dichtungstheorie bezeichnet, in Bezug auf ein lyrisches Thema angewandt werden, wird hier ein idealer Prozess sprachlich sichtbar, der jedoch zu einem realen Ergebnis, dem Frieden, führt. Im Wechsel dieser Töne schreitet das Gedicht (von naiven Sprachbildern über heroische Benennungen tatsächlicher Zustände in der Welt und deren aktuelle Widersprüche) diakeltisch fort, bis es sich zuletzt zu seinem idealistischen Schlussvers emporschwenkt. In diesem zukünftigen Zielpunkt vereinigen sich die natürlichen Gegensätze des Lebens als „harmonischentgegengesetzt“ (vgl. Heraklit). Die tatsächlichen Spannungen und Gegensätze des Lebens werden auf der Höhe des Ziels, als gegenwärtig gelöst vorgestellt, so dass der Blick zurück, den Weg offenbart, auf dem das Ziel hatte erreicht werden können, ohne dass man je wusste, ob es realistischer Weise auch erreichbar werden würde, solange die Bestrebungen nicht auch Vergangenheit sein werden konnten. Die Strophenfolgen werden dialektisch unterteilt (Strophe 1-3). Die Metaphern wechseln und setzen sich entgegen, um sich in einem Sinn zu vereinen. Sodann wird eine neue Dialektik, die dem ersten Dreischritt thematisch entgegengesetzt ist, in den nachfolgen Stophen (4-6) gesetzt, die erneut einen entgegengesetzten Sinn thematisch beschreiben. Hier erfolgt der Wechsel vom anfänglich naiven lyrischen Ton hin zum heroischen, der die „energischen“ Aspekte am Themenfeld dieser Dichtung offenlegt. Die letzte Schlussstrophe (7) dagegen vereinigt schließlich die beiden zuvor in sich dialektisch differenzierten, aber zueinander entgegengesetzten Metaphernbilder (1-3 + 4-6), um sie wiederum in sich - erneut in einem dialektischen Dreischritt (7), diesmal aber idealistisch - zu vereinigen und in einem einzigen Ziel, auf das die gesamte Dichtung hinstrebte, zu harmonisieren. Die grammatische Zeitenfolge richtet sich damit von der Vergangenheit (naiv) ausgehend über die Gegenwart (heroisch) auf die Zukunft (idealistisch), indem sie von Strophe zu Strophe, die jeweiligen Übergänge thematisiert, die auf einen höheren Punkt hinzielen. Hier vollendet sich die Dichtung, indem sie ihren von Anfang an angestrebten Zweck als idealen Sinn offenbart, in dem die Widersprüche als real aufgelöst erscheinen. Da aber das Gedicht die „Bedingungen der Möglichkeit“ (Kant) von Empfindungen lyrisch wie theoretisch thematisiert, drück es praktisch und explizit gesehen den immer schon vorausgesetzten „ersten Schritt“ aus, der die anvisierte schöne Empfindung, nämlich den Frieden“, Wirklichkeit werden lasst. Dazu wechseln die einzelnen Strophen des Gedichts von naiven Bildelementen hin zu entgegengesetzten, heroischen Beschreibungen und von da zurück in idealisierten Sprachbilden bis zur „harmonischentgegengesetzen“ Vereinigung der Empfindung, die darum real ist, weil die den ganzen Werdensprozess sprachlich – und damit auch sachlich - umfasst. Der lyrische Verlauf des Gesichtes drückt somit formal wie inhaltlich einen dialektischen Prozess aus, der hier lyrisch gestaltet wurde, um die Bedingung der Möglichkeit realer und darum auch emotionaler Erreichbarkeit, die nicht bloß illusionär oder bloß utopisch besteht, sprachlich zum Ausdruck bringen zu können. Die hier anvisierte schöne Empfindung lautet sprachlich „Frieden“. Frieden in der Welt.
Neben dieser dichtungstheoretischen Beschäftigung mit Hölderlins Poetologie gab zudem eine zutiefst inhaltliche Verwunderung meinerseits bezüglich einer Gedichtzeile Hölderlins den entscheidenden Ausschlag, meine Vorstellungen vom Frieden als einen angestrebten idealen Zustand (in der Zukunft (!), denn real herrscht Krieg und Klage!) einerseits und dem letztlich einzig möglichen, aber realen Weg dorthin andererseits, lyrischen Ausdruck zu verleihen. Mit dieser „Verfahrensweise des poetischen Geistes“ nach Hölderlin verbindet sich das „an sich“ Erste, nämlich die Bedingung der Möglichkeit von Empfindung, mit dem „für uns“ Letzten, nämlich der als Ziel angestrebte reale Frieden, in unserer revolutionierten Welt, indem die dazu nötigen Handlungen im Gedicht zugleich mit transparent werden. Das für mich Schockierende allerdings – und somit hier der reale Vordergrund der auch heute aktuellen „Kriegszeit“ - bildet eine berühmte Verszeile aus Hölderlins Gedicht „Der Tod fürs Vaterland“. Denn schon in den 80er Jahren empfand ich diese Aussage als überaus empörend, weil mir vor meinem geistigen Auge natürlich die Gräulen des Zweiten Weltkriegs standen, von den ich nicht abstrahieren konnte. Hölderlin dichtete 1797, wie folgt:
„Und die Siegesboten kommen herab: Die Schlacht Ist unser! Lebe droben, o Vaterland, Und zähle nicht die Toten! Dir ist, liebes! Nicht einer zu viel gefallen.“
Freilich setzt Hölderlin in diesem im Jahr 1797 von ihm zuletzt überarbeiteten Gedicht, dessen Anfänge ein Jahr zurück liegen, den aus heutiger Sicht ‚naiven‘ Umstand voraus, eine „Schlacht“ könne ‚nationalistisch‘ gewonnen werden und deshalb gälte für die ‚siegende Kriegs-Partei‘, trotz aller Toten und allem Leid, es sei „nicht einer“ - und also keiner (der Siegenden) - zu viel gefallen. Der Krieg habe sich also, letztendlich, gelohnt und aus Sicht der siegenden Partei ausgezahlt - ohne dass ‚Schuld und Sinn‘ des Krieges je eigens thematisiert worden wären.
Als ‚Deutscher‘ nach dem Zweiten Weltkrieg geborener Weltbürger schien mir hier aber ein unüberwindlicher, historischer bedingter Widerspruch meinem naiv-reflektiertem Empfinden ins Gesicht zu schlagen! Wie könnte ich auch nur denken (wollen), dass im ‚Zweiten Weltkrieg‘ dem „Vaterland“ nicht einer der unzähligen Toten „zu viel gefallen“ wäre? - Diese Rede könnte, wenn überhaupt, nur aus einer Perspektive des Siegers heraus gesprochen sein, der die gegnerischen Toten als „Kollateralschäden“ ausklammert – allein schon deshalb, weil sie nicht zu seinem „Vaterland“ gehören. Dieser Sichtweise entbehrt es freilich nicht eines gewissen Zynismus, der hier, wie überall, menschenverachtend ist! – Vor diesem Hintergrund KANN von einem „Frieden“ hier, allein schon aus einer sprachlogisch Perspektive her gesehen, keine Rede sein. – Wo liegt also das Problem?
Es liegt heute wie damals in einem undifferenzierten Sprachduktus, der eine brutale Denkweise voraussetzt, die nicht zu unterscheiden gelernt hat zwischen den lyrisch wechselnden Tönen menschlicher Sprache und Ausdrucksweise.
Denn eines ist klar: Wer von „Frieden“ redet, KANN sprachlogisch nicht an einem Gegensatz festhalten, der zwischen „Freund“ und „Feind“ kontradiktorisch, d. h. einander ausschließend, unterscheidet oder zwischen – ehemals (!) – verfeindeten Völkern, er muss, wenn „Frieden“ praktisch realisiert werden können soll, sich „harmonischentgegengesetzt“, wie Hölderlin hier einen Gedanken des griechischen Philosophen Heraklit paraphrasiert, positionieren. Das heißt aber: Er muss akzeptieren, dass der gegenwärtige Zustand eines zukünftig realisierten Friedens nur dadurch hat möglich werden können, dass der „Krieg“ als eine entgegengesetzte Bezeichnung des „Friedens“, grundsätzlich überwunden werden konnte. Nur von diesem ‚höheren‘ Standpunkt aus betrachtet, können die Menschen zurückblicken, um sich an die Gräulen zu erinnern, die sie als getrennte Völker haben erdulden müssen, selbst dann, wenn sprachlich zwischen Aggressor und Opfer hat unterschieden werden können müssen. Das „Vaterland“ von dem jetzt aber die Rede ist, bedeutet nicht mehr nur verschiede „Nationen“, die sich ‘bekriegt‘ haben, sondern es steht für eine neue „Völkergemeinschaft“, die aus Sicht der heutigen, gegenwärtigen Streitigkeiten freilich nur idealistisch verstanden werden kann, weil sie ‚derzeit‘ eben nicht real ist, aber vom Zielpunkt des zukünftigen Frieden aus betrachtet, sozusagen rückblickend, als überwunden wird gelten können, weil keine Gegensätze mehr bestehen, die einen Krieg grundsätzlich rechtfertigten. - Vor diesem Hintergrund macht die Rede von einem wirklichen „Frieden“ überhaupt erst Sinn. Freilich scheint dem modernen und verkopften Denken der Weg dahin nur als rein utopisch. Denn die offenbare Bedingung der Möglichkeit von Frieden ist hier - wie überall - lediglich „ein erster Schritt“, der jedoch nur durch praktisches Handeln konkret getan werden KANN. Allerdings liegt an dem praktischen Vollzug dieses KÖNNENS in Form eines „ersten Schritts“ der ganze Mut einer Bevölkerung. Erfolgt dieser „erste Schnitt“ nämlich nie, so liegt niemandem nichts an einer Redeweise von ‚Frieden‘ und revolutionierten (umgekehrten) Zuständen in der Welt. Das zeigt sich eben genau hier! Vor diesem komplexen Hintergrund ist auch der lyrische Wechsel der Töne in der Verfahrensweise des poetischen Geistes nach Hölderlin zu verstehen. Die freilich ‚naiv‘ wirkenden Bilder ‚häuslicher Idyllen‘ und ‚natürlicher Unberührtheit‘ in den nachfolgenden Gedichten mögen in der heutigen Zeit für aufgeklärte Ohren emanzipierter Zeitgeister*innen erstaunen und für ‚antiquiert‘ gelten. Aber sie drücken nach wie vor das nur „Getrennte“ im menschlichen Leben lyrisch passend aus. So, wenn der „Mann“ morgens zur Arbeit geht und seine „Frau“ tagsüber wartet, bis beide nur „Sonntags“ vereint-befreit leben können, ohne dass kapitalistische Arbeitsformen (trennend) zwischen sie treten. Ebenfalls mutet völlig ‚naiv‘ das sprachliche Bild von „Bienen“ an, die zudem „Samen“ sammeln, satt Nektar. Aber auch diese sprachliche Verfremdung muss als bloßer Durchgangspunkt oder Übergang, eben als Metapher, im Sinne des Fortschreitens gemäß der poetischen Verfahrensweise nach Hölderlin angesehen werden, an deren Ende die zwar idealistische, aber durchaus ‚reale Empfindung‘ eines seelisch wie physisch erhofften Zustandes tritt, der zwar als „harmonischentgegengesetzt“, aber sprachlich durchaus korrekt als ‚Frieden‘ richtig zu bezeichnen ist. Dass dieser „Frieden“ aber keineswegs statisch aufgefasst werden darf, zeigt das Bild des „ersten Schnittes“ auf das diese Dichtung zuläuft und ohne den alles nichts wäre. Friedvolle Vereinigungen zwischen den Völkern sind daher nicht nur nicht möglich, sondern jederzeit auch realisierbar, wenn der ‚erste Schritt‘ dahin konkret erfolgt.
Das vierte und fünfte Gedicht, am Ende dieser Reihe, drückt jeweils die „Erinnerung“ an (rückblickend) überwundene Zustände aus, die sprachlich repräsentiert werden können müssen, damit das gegenwärtige Empfinden“ menschlich – im Gegensatz zu zynisch - genannt werden KANN.
Trier, den 14.04.2023 Jakob Walravels Op gen Beek
„Die Dichtung allein wird wieder LehrerIn der Menschheit sein.“ (Friedrich Hölderlin)
1. Das menschliche Maß
Wer legte den Abstand in unsere Herzen und wer das trennende Maß zwischenmenschlich? Ach, wer zerriss die liebenden Herzen als Erster, dass blind wir, wie Eulen am Tag, nicht finden mehr zueinander und sehnsüchtig erwarten, ein jeder für sich, auf einem Ast sitzend, die herrlich erlösende Hoffnung – die Nacht? Doch Schworen wir einst uns nicht ewige Treue, wie wenn sich ein Mann verabschiedet morgens - und geht, von seiner wartenden Frau, zur Arbeit, täglich, so mein ich, es wäre Sonntag, und füreinander den ganzen Tag hätten wir Zeit und nicht einmal die blendende Sonne würde uns trennen, und wärmte uns, so wie wir. Ja, wir liebten einander und meinten, noch nie hätten, so wir, sich Menschen geliebt.
Ungewiss auch ziehen nachmittags Vögel, denn wer weiß, wenn für sie die Dämmerung naht und sie nicht mehr sehen einander - als Leere? Wir Menschen aber schalten Lampen vorschnell in unseren Wohnungen an und meinen, wir sähen uns besser, vielleicht aber auch, weil wir es nicht mehr ertragen, alleine zu sein. Und so suchen auch wir immer Zerstreuung und vergessen dabei den Andren zu finden, ja, wir verlieren uns selbst hier in der Welt. Und, von lärmender Musik lustlos, apathisch, laufen wir teilnahmslos durch den Park und hör‘n mit Kopfhörern nur noch uns selbst und hören die klagende Bitte nicht mehr, das Weinen des anderen Menschen, allein um Verständnis, allein, um wie Vögel zusammen zu ziehen.
Zu keiner Stunde aber sind wir verloren, wie tosendes Wasser eines der Fälle erwartet auch uns einmal ein ruhender Fluss und die schäumende Gischt langsam beruhigt sich und zueinander findet das Wasser im See. Denn wieder harmonisch bildet das Bild sich unschuldig der Landschaft. Und nicht mehr alleine - nie mehr in einsamer Nacht gehen Menschen, denn vertrauend, vertrauend sieht auch ein Blinder - wissen wir um die fürsorgliche Führung und kennen so einander das menschliche Maß: Unendlich entfernt bedarf es nur eines liebenden Schrittes, so dass wir uns wieder- vereinigen endlich. Nur so führt der Weg zusammen der Menschen. Und innig vereint wieder beginnen zu schlagen unsere Herzen.
2. Idylle
Schon neigt die Weide ihr grünendes Haar in den fröhlichen Wind. Mit Flöten erwacht die Natur, auch mit Gesängen am Himmel hängen die Schwalben. Es blaut herab die Wolke gerötet und weit ergießt sich lebendiges Leben.
Es blüht. Rings aber sterben die Blumen, die Wälder, sie brennen vom Gifte und Felder werden zerstört und bebaut. Maßlos türmt babelhaft sich der Unrat. Auf Flüssen schiffen Müllberge dahin. So dämmert der Tag in die Nacht.
So ist es schon spät. – Und es umnachtet mehr noch den Menschen das sanfte Licht. - Sie aber wägen daheim den Gewinn. Zu dieser Stunde denken glücklich sie sich. Doch tiefer bricht und mächtiger dann die Nacht über die Irrenden ein.
3. Allein in Olympia
Viele sind es, die starben durch Schwerter! des gerechten Krieges? Unschuldige auch. Doch alle glaubten fortwährend zu siegen, zu leben nur für die Freiheit. Wenige aber sind Schuld, doch tragen sie alle Verantwortung – unermesslich, wie auch wir.
Dennoch stehen, und bewaffneter denn je, die Völker, rings sich misstrauend, gestählt gegenüber. Zu schnell auch vergaßen die Herrscher das Leid des hungernden Menschen und klagen wie nötig die Rüstung doch sei, allein für den Frieden – der Welt!
Denn lang schon, seit der Mensch in den Händen, das erste Mal schlug, die Keule, vernichtend über den Nächsten, ward die gefährliche Macht uns gegeben, zu richten das unschuldige Leben und auch zu zerstören die Erde - jetzt schon tausende Mal.
Wann endlich blüht die Vernunft siegend, wie die Blume blüht in giftiger Umwelt, wann endlich die schönste Blüte der Einsicht, friedlich rechtschaffende Bienen begeisternd, zu tragen den Samen, von Blüte zu Blüte, den Frieden von Mensch zu Mensch?
O, ihr Völker gedenkt all eurer Helden, die ihres Herzens Blut opferten für’s Vaterland und sterbend noch glaubten: „Die Schlacht ist unser, lebe droben, o Vaterland, und zähle nicht die Toten. Dir ist Liebes! nicht einer zuviel gefallen!“ O, ihr Völker, achtet den Glauben und gehet den seligen Weg.
Nicht mehr zählt dann das Eigne allein. Gemeinsam zu helfen versuchen die Völker, wohlzuverstehen den Anderen auch und Rücksicht zu nehmen, zu achten das Fremde und liebend zu dulden den anderen Glauben, in Demut auch gastfreundlich zu sein.
Vereint ist die Menschheit und friedlich leben vielstimmige Meinungen fort, zu dienen dem Frieden. Und wer von euch ist ohne Sünde, der werfe, wie Bomben, den ersten Stein. - Doch kämpfen die Menschen von nun an um Lorbeer, um Siege nur noch allein in Olympia.
4. Brennholz
Schürt die Glut nur recht im Herde, schürt den Geist in der Vernunft. Das alte Holz verzehret sich dann denkender wie Menschen.
Und wärmender erwacht der Tag, der neue und in Schönheit leuchtet heller dann die Wahrheit, die wieder sich in Jungend nährt.
5. Das alte Haus (Venloerstraße)
Alt steht das Haus und verfallen - kaum mehr ist sichtbar früherer Glanz. Bedrohlich schon neigen die Wände sich, wie der Dachstuhl, nach innen. So steht es schon Jahr‘ lang verlassen von Menschen und nur noch der Wind geht durch zerbrochene Scheiben. Vergilbte Gardinen verdunkeln den muffigen Raum. Von Gerümpel voll steht verstaubt eine Ecke.
Doch gehen die Menschen geschäftig tagein an dem Hause vorbei und keiner beachtet das Alte, in dem, zuweilen sehr einsam, allein eine Erinnerung wohnt. Und so verdunkelt der Mond auch am Abend den Eingang. Unheimlich stöhnt das Gebälk durch die Nacht, und selbst die erleuchtete Gasse abwendet sich dunkel und still.
Das Neue Jerusalem (für Alle und Jede/n)
Irgendwo, weit im Westen steht das Tor des Sonnenuntergangs. Hinab führt der Weg aus Treppen aus reinem Lapislazulli zur Wohnstatt der Unterwelt durch sieben Tore abgesichert.
Am anderen Ende, gegenüber, dem großen Fluss, liegt "Urugal", die ewigen Katakombenkammern einer steinernen Großstadt. Wer dort einzieht, bleibt in der Dunkelheit, wo Staub ihr Hunger und Lehm ihr Eintopf sind.
Wohl dem, wer Söhne hat und Töchter mehr im Überfluss, er wird nicht darben dort und Reste essen müssen, die auf der Straße lagen, weggeworfen, kontänervoll!
Er wird leben, denn er wird bei seienm Namen wohlgenannt. Er ist, wer er war, und bleibt erkannt: Enkidu, guter Freund, mit mir bist du überaus glücklich über das Grab hinaus im Licht, das leuchtet über dir.
Du ziehst weiter, wie Nomaden gehen, der Sonne entgegen, wenn die Nacht vergangen, und alles, was lebt, aufersteht, erneut, um zu verrrichten "Tagwerk", das dir anvertraut: "Maat tun"!
Mitleid und Fürsorge sind dir nicht fremd, denn du gabst: dem Hungrigen Brot, dem Nackten Kleidung, dem Schiffbrüchigen Rettung, dem, der keine Kinder hat, einen Sarg und Kranken Heilung der Gebrechen.
Du bewahrtest ihren Körper vor dem vorzeitigen Verfall.
Denn du machtest keinen Unterschied zwischen den Armen und sehr Reichen oder den Nationen.
Du maßest nach dem Maß des Ausgleichs, den gerichten: Dein Herz wog die Ungerechtigkeiten mehr als auf.
Das Licht der Welt leuchtet wieder auf dem hohen Berg und weist den Weg erneut, hinauf zum purpurblauen Himmelsgrund, eine neue Sonne und eine neue Erde: Heimstadt eines neuen Reiches.
(Aktuelle Gedichte aus den 80er von Jakob Walravens Op gen Beek)
(Trier, den 14.04.2023)
"Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten." (Ludwig Wittgenstein)
I. Gedichtauswahl 2005 -2020 2. Bd. Gefaltete Blätter Mai 2020
Die Gedichte werden hier leider ohne Bilder darstellt.
Zu den Bildern vergleiche den Ausstellungskatalog: Edward Hopper, Hatje Cantz-Verlag, 2004.
***
III. Gedichtzyklus
von Jakob Walravens op gen Beek
Gedichte zum Fotoband "Paul und Clemence" von Marcel Imsand, 1984
[weiter]
IV. Neuauflage des politischen Romans "Hinterzimmerei" von Vera Luchten. Zu
Ostern ist die 2. Aufl. des politischen Romans von Vera Luchten nach
einer Erzählung von Jakob Walravens op gen Beek als E-Book bei neobook
erschienen. Die 2. Aufl. erscheint acht Jahre nach der
Erstveröffentlichung des Romas in einem Leipziger Verlag. Da die Auflage
relativ schnell vergriffen war, so dass der Roman mehrere Jahre nicht
verfügbar war, ist die nun erfolgte 2. Auflage ein großer Fortschritt
für alle frei denkenen Bürger/innen, die an den Machenschaften der
Realpolitk nicht verzweifeln wollen und es deshalb nach wie vor mit Karl
Marx' 11. Feuerbachthese halten.
Politischer Roman: "Hinterzimmerei" von Vera Luchten
nach einer Erzählung von Jakob Walravens op gen Beek
2. Aufl., 2020, Preis: 3.99 €
Neu bei "neobooks" erschienen (Zum Lesen auf dem Handy benötigt man eine kostenlose E-Book-Reader-App) (18.04.20)
Vorwort und poetologische Konzeption (siehe weiter oben) [weiter] (17.11.20)
**** AFFA
Lyrics
****
VII. Das Neue Jerusalem (für Alle)
Irgendwo, weit im Westen steht das Tor des Sonnenuntergangs. Hinab führt der Weg aus Treppen aus reinem Lapislazulli zur Wohnstatt der Unterwelt durch sieben Tore abgesichert.
Am anderen Ende, gegenüber, dem großen Fluss, liegt "Urugal", die ewigen Katakombenkammern einer steinernen Großstadt. Wer dort einzieht, bleibt in der Dunkelheit, wo Staub ihr Hunger und Lehm ihr Eintopf sind.
Wohl dem, wer Söhne hat und Töchter mehr im Überfluss, er wird nicht darben dort und Reste essen müssen, die auf der Straße lagen, weggeworfen, kontänervoll!
Er wird leben, denn er wird bei seienm Namen wohlgenannt. Er ist, wer er war, und bleibt erkannt: Enkidu, guter Freund, mit mir bist du überaus glücklich über das Grab hinaus im Licht, das leuchtet über dir.
Du ziehst weiter, wie Nomaden gehen, der Sonne entgegen, wenn die Nacht vergangen, und alles, was lebt, aufersteht, erneut, um zu verrrichten "Tagwerk", das dir anvertraut: "Maat tun"!
Mitleid und Fürsorge sind dir nicht fremd, denn du gabst: dem Hungrigen Brot, dem Nackten Kleidung, dem Schiffbrüchigen Rettung, dem, der keine Kinder hat, einen Sarg und Kranken Heilung der Gebrechen.
Du bewahrtest ihren Körper vor dem vorzeitigen Verfall.
Denn du machtest keinen Unterschied zwischen den Armen und sehr Reichen oder den Nationen.
Du maßest nach dem Maß des Ausgleichs, den gerichten: Dein Herz wog die Ungerechtigkeiten mehr als auf.
Das Licht der Welt leuchtet wieder auf dem hohen Berg und weist den Weg erneut, hinauf zum purpurblauen Himmelsgrund, eine neue Sonne und eine neue Erde: Heimstadt eines neuen Reiches. (15.11.20)
Auseinandersetzung mit und über Juli Zehs Roman:
Über Menschen, Mai 2021.
Prosadichtung
Vorab.
Es lief gut. Sie schlief aber schlecht.
Der Blutdruck stieg und die Karriere auch.
Laufen und Schlafen passen hier nicht.
Angst machen Großstädte und auch Beziehungen,
in denen man sich häuslich eingerichtet hatte.
Ist es einer Meise denn egal, ob
Die Menschheit bald zugrunde geht?
Selten sind Irre alleine! Auch Solipsisten
Kennen Begleitung, real und in Gedanken.
Die Zukunft ist dabei auch so ein Fall.
Verluste bestimmen das Leben. Weniger gemeint
Ist hier die Börse oder das private Sparkonto. Vielmehr
Geht es um Trennungen, um Menschen, die nicht mehr
Gebunden an das eigene Leben werden zum Verlust.
‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘, so heißt es.
Was aber geht uns da verloren, wenn eine Beziehung
Auseinander bricht oder auseinander geht (nicht wie Hefe),
aber vielleicht vergeht? Wo ist Robert. Ist er verloren
gegangen
oder zu Boden gegangen, wie wenn wir das Gleichgewicht
verlieren?
Nun gut. Mohrenwitze für Blondinen?
Trinken Araber nicht sogar schwarzen Kaffee (S.84)
Mit dem Bodensatz. Schwarz und fruchtbar
Ist der Acker nicht nur in der Uckermark.
Deshalb beträgt der Anteil an Rassisten über 70%.
Das Grundwasser ist dort schon verseucht. Bald
Schon werden Wiesen mit feinstem Plastikmüll bewässert (S.52),
damit der Spargel besser wächst! – Oder steht?
Wenn du weißt, was ich meine? So naturbelassen.
Wer schämt sich denn beim Pinkeln? (S.86) Öffentlich
Wird alles werden und auch Kult:
Komm, wir pinkeln auf die Gräber – der Politiker!
Weltweit: Gesinnungsgenossenschaften aus Protest.
Verachtung heißt es so bei Sisyphos, der als glücklich gilt.
Die nackte Scham ist etwas anderes als sich schämen müssen.
Dagegen ist die nackte Wahrheit immer wahr, weil evident.
Entweder – Oder, kein Transgender oder multiple Diversitäten.
Klar und deutlich, meinte einst Descartes und evident.
Ein falsches Recht war immer unterschieden von Unrecht. Das
war
Nämlich niemals je ein Recht, wie auch kein Rechter
Jemals Recht gehabt haben vermeinen hätte können.
Er kann es nicht, weil das Humanum fehlt, etwas
Angemessen, voll und ganz zu würdigen.
Das unterscheidet uns von Gott, aber auch von „Jochen,
dem Rochen“. Fehlbar sind wir also und nicht ganz genau
eingepasst in die Sphäre der Natur. Denn plötzlich schlägt
das Herz viel schneller, nicht aus Lampenfieber,
sondern bloß aus Angst! – Was ist hier los?
„Ein Nazi Nachbar, der nie da ist, ist fast so gut,
wie ein Nachbar, der kein Nazi ist“ (S. 94). So gut.
Oder müsste es nicht vielmehr heißen: (…)
‚Wie ein Nazi, der kein Nachbar ist‘ (!), weil und insofern
Das Nazi-Recht niemals rechtens war und daher immer
Unrecht ist. Deshalb kann ein Nazi niemals Nachbar sein.
Wer ihn denn als ‚Nachbarn‘ nennt, suggeriert
Gemeinsamkeiten,
die es gar nicht gab, weshalb seine Existenz (des Nachbar-Seins) in sich unmöglich ist.
Nun ja. Wer das „ewige Gras“ (S.96) über sich wachsen hört,
vergisst das „‘Wehe dem‘ … die Wüste wächst“!
Aber warum sollte ihn das noch was angehen?
Wenn in Brasilien Menschen getötet werden,
steigt die Mordstatistik nicht in Trier! -
Und so bin ich nicht betroffen, weder kausal, noch ethisch
emotional. Was mich nichts angeht, ist mir auch egal.
Wie schön der Niederrhein, besonders hier in Straelen,
wenn an der Bushaltestelle geschrieben steht (S.106):
In besonderen Fällen rufen Sie ein Taxi! – Wir fahren
Nicht durchgehend. Mein Bus, mein Firmenwagen,
der fährt nur nach Bedarf, aber allein für mich
persönlich. ÖPNV! Welches Lob?
Das macht doch einen Unterschied.
Eine ‚Kinderfrau‘, die man einstellt, macht etwas anderes
als eine ‚Kindsfrau‘, die ‚man‘ gut bezahlt!
Wen interessieren diese Subtilitäten, außer wenn
Man/Frau es sich stylisch leisten kann? (vgl. Sarah Wagenknecht: Die Selbstgerechten!) :)
Sollten wir ‚gut gebaute‘ Frauen nur darum verachten,
weil es auch gut angepasste Vieren gibt,
die gerne schon mal stark mutieren? –
Ein bisschen Spott tut not, auch wenn er beißt.
Doch Vorsicht: Trauern tuen wir um alle Toten!
Versöhnlich ist die Welt nur, wenn einer hilft,
anhält und in Parallelgeschwindigkeiten fortfährt.
Man kann das auch auf Augenhöhe nennen.
Der Wind fegt über’s Land und über Menschen
Gehen die Gedanken hoch spazieren, so wie
Auf einem Bild von Rene Magritte. Über den Wolken –
Das war eher doch ein Liedermacher. Was genau
meinte aber Nietzsche aber als er Gärtnern wollte
und seine Schützlinge auf steilen Klippen pflanzte,
denn nur wer dem Sturm dort widerstehe,
könne der Schonung entsteigen, ohne einzugehen
in die ewigen Jagdgründe oder zu verkümmern
physisch wie psychisch – lebendig tot (wie Helmut Kohl).
Manchen Worten begegnen wir, ohne daran zu krepieren.
Manche töten auch wie spitze Küsse auf den Mund.
Nun sind auch Küsse manchmal sehr sympathisch. Sie geben
So Gelegenheit zu mehr und anderem – unter anderem.
Man fühlt sich nicht wie ‚Untermenschen‘, eher
Stark durchmischt wie ‚unter Leuten‘, aber gar nicht
Unterlegen. – Was hat, bitte schön, die Missionarsstellung
Mit Erotik zu tun? – Keine Ahnung! ‚Unterlegen‘ eher mehr
Mit Macht und Kolonialisierung, und also mit Versklavung.
Hy cool! – Komm rein, so geht das schnell.
Was man auch einen Quicki nennt.
Schon ist die Schnellbahn wieder weg.
Verdammt, allein steht man hier in der Nässe.
Laß ja keine Chips auf den Boden fallen,
denn da bleiben Fettflecken, solange der
fachmännisch nicht eingelassen ist.
Das kann noch heiter werden. Gendermäßig. Im Museum,
wie längst in Zwickau, betreten wir die Wohnung nur
in Filzpantoffeln oder wie einen Gebetsraum.
Nackte Füße lassen auch tiefblicken, seltsam aber
Nicht am Strand oder unter den Pflastersteinen.
Sponti 68 oder Rocker 81! - 1%! - Das kommt
Seit Powerfrauen auch erfolgreich Machos lieben,
Journalisten, Manager, Zuhälter oder Politiker.
So manches Dorf besteht nur aus vier Namen,
einer alten Dame und einer Hand voll Ausländer,
die Spargel stechen, wenn es Zeit ist und das Klima
Ernten möglich macht. Ansonsten schimpft man sie
‚Kanacken‘. - In der Großstadt trinkt man gerne Wein
Und erinnert sich der eigenen Jugend. „Entropie wächst“,
Wie der Spargel – aber auch die Lust. Neuerlich.
Jetzt aber nur kein Neid! Auch wenn das Glück
nur andere trifft beim Sonnenuntergang.
Reden ohne Widerrede. Fragen ohne Antworten.
Dialoge, Selbstgespräche. Zur Logik
Einer Unterhaltung gehören notwendig drei! Einer,
der potenziell dazukommen können muss,
um zu verstehen, damit es kein reiner Unsinn ist –
so wie modernes Politiker-Geblubber. Stylisch, neudeutsch,
unverständlich, aber wohl betont und gestikuliert.
Nachdenken tut Not! Rotation ist gut. Nur wenn
Die ganze Welt sich um einen selber dreht, ist man
Ein Egoist, was Falko unlängst wusste.
Für die Vielen ist das dennoch „ein Lebenszweck“,
wie Wilhelm, der Busch, bei Max und Moritz reimte.
Man braucht – hörte ich unlängst – ein Projekt:
Wie ‚Borstenvieh und Schweinespeck‘, so ist man
Nämlich ein Baron. Wohl angesehen - und so weiter.
Blumen geben etwas her. Sie machen sich recht gut.
Denn auch sie werden erzogen. Wie Platon meinte,
von der Sonne zur Idee des Guten. Pädagogik.
Hölderlin liebte seine Diotima, denn:
„Die Blumen gibt es,
Nicht von der Erde gezeugt, von selber
Aus lockerem Boden sprossen die,
ein Widerhall des Tages, nicht ist
es ziemend, diese zu pflücken,
denn golden stehen,
unzubereitet,
ja schon die unbelaubten,
Gedanken gleich.“
(Aus: Titan)
Was sind dagegen Hasch-Gestecke? Kreativ
Gestaltet. Nicht wirklich. Wirklich:
Du musst mit beiden Beinen auf dem Boden stehen.
Nicht auf dem Speicher und nicht in der Luft.
Der feste Boden macht’s! Nun, ja.
Da ist es wieder: Man muss hingucken,
um zu unterscheiden: männlich, weiblich.
Die Geburt. Die nackte Wahrheit zeigt sich!
So auch dem Sokrates im Symposion
vor Alkibiades. Der war entzückt. (Vgl. Hölderlin dazu!)
Wenn du „es“ siehst, musst du „es“ auch benennen,
auch dann, wenn es so schrecklich ist: „Arschloch“! (Die
Ärzte)
Und also kannst du unterscheiden. Das ist gut!
Denn „Arschloch-Sein“ ist eine moralische Kategorie.
Die Astronauten haben wir bewundert. Das ist
Fast fünfzig Jahre her. Jetzt kann ich sie nur noch bedauern.
Wer das Universum kolonialisieren will, der hat
Nicht viel dazugelernt. Er hat den Schuss noch nicht gehört.
Das wusste auch schon Günther Anders, der heute fast
vergessen.
Dagegen haben wir vergessen, dass der Atommüll sicher
Auch gelagert werden muss – und zwar sehr lange: so lange,
dass wir bald schon ganz vergessen haben, dass die
Astronauten
irgendwo noch unterwegs sein werden und einst mal
von der Erde her abstammten. Alexander Gerst.
Auch das vergeht.
Wer klein ist noch an Jahren, hat mitunter gute Fragen:
„Bin ich, oder bin ich nicht?“ (S. …) – Ist die ganze Welt
Vielleicht nur Lug und Trug und etwas weniger als nichts?
Doch wer heranreift und erwachsen Denkt, der kennt
Die Freud’sche Antwort auch schon, da die Frage
Selber nur ein Ausdruck einer Krankheit.
Wer das Sein infrage stellt, kommt allenfalls entweder
Auf Descartes oder in ein Irrenhaus.
Dort werden die Tagebücher von Ludwig Wittgenstein
Durch die Lautsprecheranlagen täglich vorgelesen.
Das hilft. Manch neue Erkenntnis stellt sich ein –
mitunter.
Wenn man versteht, wie Worte in der Tat alltäglich
gebraucht werden. – „Franzi“, kleines Mädchen,
du kannst Glück oder auch Pech haben in Bezug
auf deine Eltern und auf das, was sie so sagen –
oder nicht. Bei klarem Verstand könnte man heulen (!),
so tragisch kann der Umstand sein, denn
manche Eltern gehören eingesperrt, mit dem, was sie
so sprachlich weitergeben an Gedanken:
Geh! Bei Rot über alle Ampeln! – Das macht wirklich frei!
Bleib nicht stehn! – Zeig den Gesetzen, was du denkst!
Allerdings kann daraus nicht geschlossen werden, man könne
Nicht zwischen ‚wahr‘ und ‚falsch‘ gut unterscheiden.
Lediglich: dass das Wesen der Vollzugsanstalten kolossal –
Und zwar von Grund auf – neugestaltet werden muss.
Damit fängt schon die Utopie von Thomas Morus an
Und auch Hegel, Hölderlin und Schelling wussten,
dass der Staat sofort ‚aufhören‘ müsse, weil er
die Menschen nur als ‚Räderwerk‘ ansehe, wodurch
falsche Unterschiede etabliert würden, die nur der
durchblickt, der weiß, dass er selber ist und wer er ist:
wohlunterschieden von allen anderen und doch immer
gleich an Würde: Franzi! - Ja!
Insofern können selbst versteckte Zinnsoldaten
Zu wirklichen Tränen rühren, trotz - und vor allem – wegen
Ihres Soldaten-Daseins.
„Die Übereinstimmung zwischen Selbstbild und Wirklichkeit
Ist so ziemlich das Höchste, was ein moderner Mensch
Erreichen kann“ (S.200), wenn er auf sich selber guckt
Und weiß, dass die ganze Welt nur seine eigene Welt ist.
Anders sieht es aus, wenn ich weiß, was ich bin:
Ein „Nazi“ oder ein Kapitalist oder ein Intellektueller, ein
Spanner westeuropäischer Abstammung und Erziehung.
Die ‚adäquatio rei et intellectus‘ galt als
Wahrheitskriterium
Warum denn nicht auch die Übereinstimmung mit „Gott“? –
Aus Sicht der anderen? – Ein Urteil über mich!
Ein Urteil, das kein Mensch ertragen kann! – Und nicht,
weil es falsch wäre, wie Nietzsche selbstbewusst behauptete:
„Wie kann ich es ertragen, wenn es Götter gibt, keiner zu
sein?“,
sondern weil es wahr ist und ich selbst immer derjenige bin,
der urteilt.
Selbstwidersprüche kommen vor und sind an der Tagesordnung,
wenn die Nacht alsbald vergangen, wäre man nicht blind -
verbildet!
Durchschaut von anderen, kann es gut sein,
dass man selbst der Letzt ist, der etwas blickt. –
Entschuldigung!
Gab es je einen Menschen, der Donald T.-Rex Trumps Empfehlung
Tatsächlich bind gefolgt ist und sich in die Venen
Desinfektionsmittel reingespritzt hätte – so wie zweifellos
Schönheitsverrückte sich das Silicon in den Hintern
spritzten,
um ausladend einladend auszusehen? –
Lebensgefährliche Verklumpungen und Entstellungen
sind die Folge, freilich! Welche Tragik!
Und wer wäre da nicht still gerührt?
Wir aber dürfen nicht vor Rührung vergehen,
wir müssen kämpfen - Jederzeit. Freund und Feind
sind unterschieden und auch
wohl zu unterscheiden! – Das muss so sein,
weil es so sein soll!
Es macht daher auch einen großen Unterschied,
ob jemand etwas verbirgt, aus Furcht,
dass andere es ihm wegnähmen,
oder, ob man sagt, er habe es ‚lieber‘ versteckt
als damit zu spielen! Gier oder Schutz? –
Was ist?
Nicht jedem offenbare ich, was ich fühle, denn nicht jedem
Habe ich erlaubt mit dem Hammer auf mein Herz zu schlagen.
So bleibe ich ein Individuum, weil ich meine Würde
Nicht mit Füßen - oder Springerstiefeln - getreten wissen
will.
Man bewahrt Schätze nicht nur, um sie zu bewundern,
sondern auch mitunter, um sie vor Zerstörung zu bewahren.
Manchmal weiß man, was als nächstes kommt,
manchmal liegt man falsch. - Woran das liegt?
Nun gut. Wenn es keine Götter gibt, dann freilich
Gibt es „die in Berlin“ (S. …), da oben, genauso wenig!
Allerdings
Können wir hier unterscheiden, ob jemand Fakten
Aufzählt oder andere Sprachebenen anklingen lässt,
die z.B. myhtische Aspekte betonen, mit denen Religiöse
durchaus etwas anfangen können – oder politische Aspekte
zum Ausdruck bringen, wie z.B. fremdbestimmt zu sein.
Religiös befreit und politisch geknebelt. Aber.
Die gebildete Persönlichkeit integriert das Gegensätzliche ganz in sich. Alexander Pope meldete sich mit seiner Prosalyrik: „Alles ist gut.“ – was seinerzeit
noch ein Skandal war. Als die Erde bebte
in Lissabon und Leibnitz seine Rechtfertigung
Gottes angesichts des Übels
in der Welt verfasste: Theodizee.
Wer aber rechtfertigt den Menschen – außer die Weisen!?
Vielleicht ein Sokrates oder Buddha oder Jesus.
Arbeit, die ansteht (Herakles), wird selbstverständlich gut
gemacht,
man freut sich, schwitzt und trinkt gemeinsam
bei offenem Feuer und Grillen, bis zum Schluss.
Die alten Lieder wieder klingen.
Mittendrin!
Am Rande der Uckermark liegt Moria auf Lesbos.
Denn der Spaten biegt sich am Granit. Das ist
Die Wirklichkeit, jenseits frommer Worte: Du
Hast es hier sehr schön! – Franzi,
zerbrich nicht daran, wenn wir jetzt das Krumme
gerade nennen. Wir sind verantwortlich,
wir sehen nicht weg und wir benennen die
ursächlichen Umstände genau:
Jeder ist des Nächsten Wolf!
Der Mensch ist gut. Und Franzi ist ok!
Wir ändern, was wir können, ist daher
Ein idealistisches Versprechen, was sich
Noch materialisieren lassen können muss,
um Wirklichkeit zu werden. Hier machen viele
nämlich eine Pause und die Meisten gehen nicht mehr
weiter als bis hier. Persönliches Scheitern,
das Scheitern hinter sich herzieht. – Kein Ende in Sicht.
Man sagt, ich sei der Michael Kohlhas aus Trier-Kürenz.
Nur die Dummen sehen verbrannte Erde hinter mir.
Die Schlauen wissen, dass die Blumen wieder blühen.
Gut gedüngt! Denn nichts ist so elend wie der Anblick
Unmöglicher Zustände, in denen Menschen
ihre Würde bewahren wollen. Nur
wegen dieser Bilder existiert die Hölle und der Himmel
über ihr. Wir hoffen, denn wir können
unterscheiden und mitleiden. Einer
für den anderen. – Mitternacht. 0 Uhr.
Die Maske fällt und hinter ihr lauert meistens
Aggression und nackte Gewalt.
Alle Vorstellungen enden und dann, dann
Erscheint der nackte Felsen, an dem sich alle Spaten
Verbiegen. (Vgl. Wittgenstein und Matthäus)
- Auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen,
Auf der Suche nach sehr guten Gründen:
für die Liebe! – Aber nicht für Petrus, den Papst.
Es dauert eine Weile, wegen der Reife, bis
Es vielleicht einigen wenigen auffällt, dass es hier
Keine besseren Gründe für die Liebe geben kann
Als selbst zu lieben. Kein Grund kann besser sein
Als, zu tun, was ansteht: Lieben.
Ein Liebender benötigt keine Gründe. Die Welt ist
Meine Welt. Denn Ich und die Welt sind eins.
Die nackte Wahrheit ist nicht schrecklich. -
Arbeitslos zu werden aber sehr. Es ist die Hölle.
Denn das heißt: Nicht mehr gebraucht zu werden.
Es ist egal, ob man da ist - oder nicht. Der Unterschied
Von Sein und Nicht-Sein ist dahin. – Philosophisch
Hoch interessant, besagt er für die Arbeitslosen, wenn
Das Geld schwindet, verringert sich auch die Existenz-
Grundlage in einem
Kapitalistischen Wirtschaftssystem – auch wenn es frei
Genennet wird. Oder jedenfalls zu sein scheint. Die Lösung wäre
Einfach, doch widerstrebt sie – vielfach nur
Aus purer Unwissenheit – den meisten politischen
Vereinigungen, so auch den Linken, was ein Skandal
Für sich ist.
(vgl. meine Streitschrift: Grundeinkommen!)
Ein ‚Bedingungsloses Grundeinkommen‘ (BGE) brächte weltweit
Verbesserungen für Bedürftige, wenn auch nicht
In vollem Umfang, weil die Konzepte schlecht und
Widersprechend sind und waren. Dennoch wäre
Das BGE eine große Hilfe, gerade jetzt, einfach
Tschüss zu sagen, wo die Chefin herzlich blubbert:
Alles Gute. Weiterhin! Bis wir dich mal wieder brauchen,
sieh DU nur zu, wie du selber klarkommst.
Auf Wiedersehn!
Unser Geschäft geht weiter, ohne dich. - Das ist fatal.
Mit Günther Anders kann man aber nachweisen,
dass das zweite Futur des Predigers Salomon:
„Wir werden gewesen sein!“, bei Leibe heißen muss:
‚Wir waren nicht!‘, denn kosmologisch wie moralisch
Steuern wir auf eine absolute Apokalypse zu.
Robert hat hier ziemlich Recht auch als Städter!
Die Sonne wird sich bald ausdehnen und die Erde
In sich materialisieren, wodurch dann alles Leben
Schier unmöglich werden wird. – Oder wir werden
Uns als Menschheit selbst vernichten und alle
Lebensgrundlagen (z.B. die Liebe!) mit uns mit,
so dass gilt: ‚Wir waren nicht!‘, weil niemand nirgends ist!
-
„Gott“
ist tot und ‚Aliens‘ gibt es nicht – so dass
Nirgends mehr ein gewusster oder auch nur erinnerter
Unterschied besteht zwischen ‚Sein‘ und ‚Nicht-Sein‘. – Over.
Vor diesem realpolitischen Hintergrund ist es äußerst
Kleinkariert, zu meinen, einige Menschen hätten ein BGE
nicht verdient, weil sie nichts tuen bzw. nicht arbeiten,
oder sich verweigern, für einen Hungerlohn zu leben,
und daher so wie heutzutage reiche Kapitalisten leben,
ohne etwas herzustellen, weil ihr Geld sich selbst vermehrt.
Wer sein Büro verlässt, auf den wartet letztlich nur Hartz
IV,
sozialer Abstieg, menschliche Tragödien, chancenlose Kinder
in der Regel: Verelendung. – Wirtschaftsflüchtlinge.
Pille, Palle – einerseits. Andererseits der Graben.
Keine Wand, für’s Ganze. - Nur ein Graben. Teilweise.
Entsetzlich, freilich. Viel zu viele Gedanken.
Wer hier nicht weiß, was wirklich ist, ist irre. Wirklich.
‚Kindchen!‘, geh! und hilf! – Tausendmal
Gehört und dennoch hilflos, überfordert.
Gucken, absichern, ‚anrufen‘,
Meldung machen, retten! Erste Hilfe. –
Schlimmer geht immer.
Der Unfall zwingt, zu sehen, was ist. Schonungslos,
SO.
Entweder -oder! Glück gehabt und richtig gehandelt.
Wenn nichts passiert ist, weiß auch keiner nichts.
Das Unglück exisitiert nicht. Kein Elend in der Welt.
Man muss robust sein – gerade auch in diesen Zeiten.
Gesundheit und Wohlergehen! Für Soldaten
Die Losung: Respekt und Robustheit!
Ich kenne nur verlorene Kriege der vermeintlichen
Sieger. Das ist Geschichte.
Mit eigener Kraft aus dem Graben kommen,
ist recht selten. Noch seltener kommt da
ein idealer Samariter des Wegs, als wäre das
das Normalste in der Welt.
Problemlösungen gehen vor dem Unterricht,
weiß die Didaktik für Lehramtsanwärter/innen.
Also: Unterbreche deinen Alltag, um das Unvorhergesehene
Zu tun und das alltäglich selbstverständliche und normale
Auszuführen, so als wäre es jederzeit schon so gewesen.
Hilfreich und Gut. Zwar angeschlagen, aber überlebt. Soeben
Von der Schippe gesprungen. Ausgeschlafen, jetzt, sofort.
Das Lieblingswort von Jesus heißt auf Griechisch „eythys“.
Das sollte man sich merken. Warum? Nur so.
Kindchen, die Diagnose ist so hart wie der Stein im Garten,
an dem sich der Spaten weiterer Gründe schon vor der Zeit
mehrfach verbog. Die Wirklichkeit ist da. Ganz individuell
heruntergebrochen bis vor die Wand:
Was ist, ist scheißegal. Was zählt: vielleicht noch ein paar
Monate. – Mehr nicht.
Hier hilft mitunter Nicht-Wissen ungemein. Denn Wissen
Bietet keinen Vorteil. Sein und Nicht-Sein
Ununterschieden, Ein und Dasselbe.
Individuell und nur verschieden, zeitweise, nur
Für andere. Und bis auf Weiteres.
Hier kann man sagen: Etwas,
von dem Franzi noch keine Ahnung hat.
„Mensch, dir ist gesagt worden, was gut ist“ (Mi 6.8),
deshalb und nur deshalb freut sich Franzi über
ein „aufgeräumtes Zimmer“ so sehr, weil sie
selbst die Ordnung schaffte, die sie wollte. Entropie
wächst. – Aber auch
das Wohlbefinden und Respekt. AFFA.
Weg müssen wir. Weg von der Idylle. So schön
sie auch sein mag. Nebel und die Sibyllen
rufen lieblich, in das Ohr gekrochen
Kommt der Ton, die Melodie, das Einverständnis:
Verweile doch, „Gott“, oder geh vorbei.
Wenn du ihn je erblickst, dann ist er längst woanders. Nur
Von Hinten kannst du ihm nachsehen. Rückwärtsgewandt.
Sei also Nachsichtig, überall. Denn „ich bin,
der, der ‚ich werde da-sein‘, heißt“ (Ex 3,14).
Dies, die Verheißung. Wann erfüllt? – Jetzt, oder nie!
Sofort, wann dann? Er
geht euch voraus nach Galiläa
Oder war es Samarien, Moria auf Lesbos, Gaza oder Lampedusa?
Ging er denn je? – Er blieb! Und es hieß: folgen.
Jeder Biker liebt das Grillen nach der Tour
Mit einem Bier in der Hand, den Fräuleins und Brüdern.
So auch jetzt. Im Garten großer Kunst.
Einfach ist das Leben. Wenn es läuft. So ungestört.
Man hört. Man urteilt und verzeiht!
Mit der Zeit kommt das Vergessen, dann Verdrängen
Und man meint, nichts wird vergehen,
denn wir leben ja (von Ewigkeit zu Ewigkeit).
Was wir sehen, sind die anderen, die sterben
Wie die Fliegen. Das ist nichts, was vorkommt
In unserer eigenen Selbstwahrnehmung. Wir
Beobachten nur, insofern macht jedes Frühstück Freude.
Der Garten blüht. Es geht uns gut. Das Wohlbefinden
Steigert schwarzer Kaffee. Hier ganz ohne
Einen Anflug rassistischer Hintergedanken, weil nur
Präsent „im Hier und Jetzt“. – Mehr nicht!
Vgl. den Mythos der ‚Uno Mystika‘ im himmlischen ‚Garten Eden‘
Und die ausgelassene Freude beim kindlichen Uno-Spiel im
Garten
In der Uckermark. Und anderswo. Dazu das Bild, so einfach: Vater, Mutter, Kind sowie der Berg, der Bach, der Baum. Voll Poesie.
Das Sein ist hier so gut wie das Nicht-Sein. Oder anders:
„Fingebant simul credebantque“ (fingieren und daran glauben
Sind eins), Hermann Usener. (Wer kennt den schon?)
Alles das geht ab in der Sphäre des Romans und auch real
Vielmehr. Wer sehen kann, der siehe! Jetzt weiter
In der Geschichte.
Da man sagt, „der Krieg sei der Vater aller Dinge,
der Seienden, dass sie sind und der Nicht-Seienden,
dass sie nicht sind“, so nach Heraklit, wird man ergänzen
müssen: Es ist auch die Geschichte nicht,
zwischen Arm und Reich, die hier vorantreibt, nach Karl Marx, sondern einzig klare Urteile:
z.B. DU Arschloch! – als moralische Kategorie
nach Ted Honderich verstanden. Das Subjekt der Geschichte
und des Handelns also. - DAS aber darum überhaupt nicht geht!
Und zwar als Widerspruch: Die Ärsche können doch nicht sagen,
wo es langgeht? Das wäre ja, wie wenn der Wiesenblumenstrauß
geflogen kommt, samt Vase und der Kleinen Franzi so
das Herz zerbricht, weil Vasen brechen.
Meine Eltern, die Ärsche!? Dies
der wahre Treibsatz der Geschichte, der das Schicksal bildet?
Ein Schlag, der spaltet, was als Abfall zählt und was
als bleibende Skulptur. – „Ausländer raus!“ – „Deutschland
den Deutschen“! ? - Etwa so? Doch nicht wirklich!
Denn nach Gunther Demnig bilden „Stolpersteine“
In den Städten jeweils überall „lebendige Skulpturen“,
weil sie zum Anlass der Erinnerung genommen werden
von den vielen Menschen, die sich niederbücken,
um zu verstehen, was das soll:
Repräsentationen, der Vergessenen, Vergegenwärtigung.
Würdigungen.
Mich erstaunt, dass auf dem Dorffest viele Menschen
Zwar vorhanden und namentlich auch aufgezählt vorkommen,
aber offensichtlich die „Kanacken“ fehlen, wenn ich recht
sehe?
Warum? Gehören die nicht zur Gemeinschaft eines Dorfes –
Und zwar an und für sich. – Abwesenheitsanzeige!
Sie setzten eine wahre Existenz voraus. Befreiungen meinen
Dagegen etwas anderes: „Erlöse uns von dem Bösen!“?
Aber der Exitus als Befreiung einer Anwesenheit bedeutet
Anderes, als zu sagen: Ich bin dann mal weg.
Zu behaupten, die „Kanacken“ sind schon weg oder
Abgeschoben oder „zurückgeführt“ – das mag alles
Mitschwingen, bringt die Sache aber schlichtweg
Hier nicht auf den Punkt.
Hier – glaub ich - versandet
der Roman bei Zeiten.
Die Wüste wächst!
Treuherzig, sagt man, gucken die Dackel. Der Blick
Durch die Augen ins Innere der Herzen, ist
Liebenden oftmals nur gegeben. Aber unmittelbar
Ins Innere des Kopfes zu sehen, ist schwierig, denn hier
Gibt es vor allem Projektionen und Spiegelungen
des eigenen Ichs. (Vgl. Falko oben.)
Graue Masse – kaum Gedanken. Ein reines Gefühl
Aber besticht das Auge, denn: „Niemand
Lässt sich gerne wie ein Stück Scheiße behandeln“ (S.291).
Keiner – auch dann nicht, wenn er ein „Kanacke“ ist.
Offensichtlich
- demgegenüber: Auslandsstudenten oder, oder … -
Schon gar nicht, wenn er zu den Nazis zählt: Gote.
Das dürfte wohl klar sein! – Ist es aber nicht!
Sowenig, wie es klar ist, kein Auto mehr fahren zu dürfen.
Unkalkulierbar das Ganze. So isses. Die Gretas.
Die Ärzte. Der Medizinmann. Die Fachfrau.
Innig Durchsetzt und eingeflochten von der Idylle
im Garten: Berg, Bach, Baum – ein lyrisches Gedicht.
Aber diesmal Geht es um den „Ahorn“.
Ein Stamm, wie ein Koloss,
der drangsaliert wird mit den Kettensägen,
obwohl der Baum den Ersten und den Zweiten
Weltkrieg sowohl wie auch die DDR und den Sozialismus
Überlebte. – Denn auch die Kunst hat zwei Seiten:
Unterschieden, Ununterschieden.
Wer auflebt, grillt in deutschen Landen und trinkt
Ein Bierchen oder zwei dazu, denn das erfreut die Seele.
Dagegen „nörgelt“ nur die Arbeit mit der Kettensäge,
wenngleich die ‚Sägen‘ auch aufjaulen können
oder frohlocken, wie die Wölfe und die Engel
(mit ihren Maschinen).
In manchen US-Filmen laufen Psychopaten
Mitunter wie Bekloppte mit ihren Motorsägen
durch die Menschenmassen, Massen mordend.
Zum Jubel der Live-Stream-Zuschauer allein zu Hause. Das ist wohl pervers.
Vielleicht genauso wie Messerstechereien
irgendwo inmitten der Stadt!?
Im Einklang mit der Welt sind Wartende nur selten.
Das Spiel der Weisen ist Geduld! Da gibt es kein Dagegen.
Dagegen formulieren sich die Fragen: Was war zuvor?
Was war in Plausitz? Und warum? War es ein Verbrechen?
Es geht hier nicht allein um Perspektiven, die
Unterschiedlich sehr wohl sein können, sondern tatsächlich
Um verbale Umdefinierungen des ursprünglich Faktischen:
Das Ereignis. Es wird zur bloßen Meinung.
Nicht: ‚Entweder – oder‘! Sondern:
‚Ich glaube, sowohl ... als auch‘. Ganz allgemein:
Ein Gesetz, das besagt, die Wirkungen nötigen auch weiter,
wenn ihre Ursachen schon längst vergangen oder abgestorben
sein werden oder sind. - „Wir waren nicht!“
Die Menschen verbrennen seit Jahrtausenden fossile Rohstoffe,
was das Klima merklich anheizt über Jahrzehnte hinweg. Aber
über Jahrhunderte wirken die freigesetzten Abgase und bilden
Ozone in der Atmosphäre, die chemisch dann noch reagieren,
wenn alle Urwälder nachhaltig aufgeforstet werden würden,
wonach es derzeit wirklich nicht aussieht. Brasilien.
Die Ausländer standen vor verschlossenen Toren – europaweit,
vor Toren, die nur für einen kurzen Augenblick und einen kleinen Spalt weit etwas geöffnet wurden: Dank Frau Merkel, Willkommen!
Kurz danach hieß es nur noch: Die „Kanacken“ nehmen uns
Die heimische Arbeit weg und kriegen dazu noch die
Wenigen Wohnungen bezahlt dazu. – Wie kann das sein?
Wie kann das sein, selbst wenn die Tore der alten Festung
Des uralten Europas erneut noch fester noch verschlossen
In Griechenland und in der nahen Türkei
geradezu verrammelt wurden?
Sogleich auch in Ungarn und in Österreich,
im Freistaat Bayern nicht zuletzt.
Die Wirkung geht wohl weiter. Zuletzt als bloßes Gerücht,
als Falschmeldung mancherorts und Nazi-Propaganda.
Alles weitere ist ohne Bedeutung. Denn es kann nicht angehen,
dass Menschen sich abstechen aufgrund anderer Meinungen
und Wertschätzungen.
So eine Grenz ist auch das ‚Horst-Wessel-Lied‘, allein
Weil es menschenverachtend stolz daherkommt.
Das muss klar sein. So klar, wie es nicht angeht,
des Abends in Zwickau „Fitschis“ zu klatschen, weil
es dort angeblich nicht viel anderes zu tun gibt.
Und wer hinzufügt: scheißegal, ob sozialistisch
Oder kapitalistisch ihr Ursprungsland gewesen,
der hat noch keineswegs bis drei zu Zählen gelernt!
Teil 2:
Gar nicht, ist gar nicht! Da gibt es keine Varianten oder
Unterschiedene Meinungen. Denn auch das Universum
Duldet keine Widerrede von mannigfachen Wurmlöchern
Und Neben-Neben-Welten. Es definiert nur den letzten
Blick auf das Verständnis eines Ganzen. - Mehr nicht.
Dahinter, wenn es das denn gäbe, bricht alle Ethik in sich
Zusammen, wie ein schwarzes Loch, weswegen auch
Der Konjunktiv hier rein nichtssagend bleibt.
Angst machen Großstädte und auch Beziehungen,
in denen man sich häuslich eingerichtet hat.
Das Immergleiche ist als Inhalt freilich tödlich.
Wer fährt schon immer an den Wolfgangsee,
ein jedes Jahr in das gleiche Hotel mit Personal
und macht dort täglich altbekannte Touren?
Der ‚soziale Tod‘ steht hier bei Zeiten ohne Fragen vor der
Tür.
Während dessen strukturiert das Immergleiche auch
Als Lebensform die Tage – nicht aber den Inhalt! Für mich.
Religiöse Kulte wissen das und feiern jeden Tag, den Aufgang
Und den Untergang der Sonne, der Nacht und den Wechsel
Zwischen Jung und Alt, Leben und Tod.
Das ist normal, weil ursächlich für das gute Leben.
Einmal eingeübt in die Routinen läuft das Räderwerk.
Die Unruh treibt voran. Die Stunden zeigen nur noch an,
was wirklich wichtig ist und nicht, was abgearbeitet werden
muss.
Gote machte Möbel, weil die fehlten und strich die Wand mit
Farbe.
Die Absurditäten liegen nicht im Leben, sondern in den
Zwängen,
denen sich nur wenige entziehen können. Freifrau.
Dann aber gehen sie in den Tätigkeiten auf, die zu nennen,
Arbeit wäre,
sicherlich nicht aber Erwerbsarbeit oder gar Maloche.
BGE.
Das wussten auch die alten Griechen. In seiner Ethik schrieb
Aristoteles: „Der Glückliche wird als Mensch auch äußerlich
In guten Verhältnissen leben müssen. Denn die Natur
Genügt sich selbst zum Betrachten nicht allein;
dazu bedarf es auch der leiblichen Gesundheit,
der Nahrung und alles anderen, was zur Notdurft
des Lebens gehört.“ (Nikomachische Ethik). Und überhaupt
fiel es Aristoteles leider gar nicht auf, dass ‚Sklaven‘
hier auch mitgemeint sein könnten
bei seinen eignen Worten über ‚das gute Leben‘.
Über Menschen.
Keine Kontemplation ohne das Lebensnotwendigste
Und alles andere, was da-sein muss, damit das Leben „bestens“
ist.
In der Gemeinschaft liegt das Glück, gutbürgerlich
In den Beziehungen, die nötig sind, Idyllen zu erhalten.
Es ist nicht unerheblich, gelegentlich auf sichere
Unterstützung
Zählen zu können, selbst wenn man meint, die Überweisung
Könnte üppiger wohl ausgefallen sein. Andere haben diese
Stütze
nicht. Dora, die Heldin, aber schon.
Andere träumen auch nicht. Nicht von Kindern und nicht
Von den eigenen Müttern, derer man sehr viele hat.
Ein früher Tod der leiblichen Mutter hinterlässt, ganz platt
Gesagt, eine große Lücke, die durch eine „große Angst“,
geschlossen wird, die sich im Leben breitmacht:
Was, wenn ich sterbe und meine Kinder auch alleine lasse?
Der Verlust schlägt große Wunden, die nicht heilen –
Auch bei Vätern nicht.
Aus dem Schicksal der Mutter wird ein Vorwurf und ein
Heimliches Versagen. Schuld.
Was folgt?
In diesem Roman gibt es keine starken Frauen. Die eine
Ist mit ihren Kindern überfordert, weil alleinerziehend.
Die andere verdient Verachtung, weil sie den Vater
In Beschlag nimmt, was dieser honoriert
mit einer neuen Hochzeit in der Großstadt.
Die dritte Frau in dem Roman ist weggelaufen,
obwohl sie eine Mutter ist. Sie trennte sich bei Zeiten,
zog in die Stadt und nahm auch ihre Tochter mit
zu einem neuen Mann, von dem wir nicht wissen.
Erstaunlich wenig Sex kommt vor!
In den modernen Beziehungskisten fallen die Hüllen
Schon im Laufschritt. Hier dagegen dienen die Kisten
Zum Draufsteigen und über die Mauer zu blicken.
Horizonterweiterungen. Den anderen zu sehen,
wie er lebt, gemeinsam zu rauchen und gemeinsam zu schweigen.
„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man
Schweigen.“
(Wittgenstein: T.7) Alles andere zeigt sich,
Wie von selbst, für den, der Augen hat, zu sehen.
Die Lebensform tritt in Erscheinung,
die ansonsten immer unsichtbar verbleibt
vor unseren Alltagsaugen.
Wer, wenn nicht Buddha, hat ein drittes Auge?
Über ‚Piepes‘ wird sehr oft geschwiegen.
Piepes ist das scheue Reh im Wald,
das man verscheucht, sobald man es gesehen.
Piepes setzt das Bankgeheimnis und den Umstand,
dass man über Geld nicht spricht. – Wie alle wissen.
Auch wenn klar ist, dass die Frauen ca. 20% weniger
Vom Lohn für gleiche Arbeit in der Tüte haben.
Piepes hat man! – Und wenn nicht, dann ist man
Im Arsch. Die Privatversicherung gehört zum Piepes,
sie bevorzugt offensichtlich, wie die Farben der
Kreditkarten.
Piepes kommt vom Papa. Klassisch, bürgerlich,
der hat genug und hat genug zu haben, ist aber
knauserig letztendlich, selbst, wenn keiner das ausspricht.
Für die meisten Menschen wäre, ohne einen Vater, jetzt schon
Hängen im Schacht. So kann es aber weitergehen
Und das Thema wechselt.
Fachmännisch. Mit einem klaren Blick aus der Distanz
Wird ausgesprochen, was die Zukunft heute schon geplant.
Der Wellensittich, so die Erinnerung, wurde plötzlich krank.
Für Kinder ist das allein schon schrecklich. Wenn der
Piepmatz
Dann noch aufhört, Leckerlies zu fressen, nicht mehr fliegt,
und eines Tages auf dem Boden liegt, dann
ist das meistens eine erste schlimme Todeserfahrung,
mit der sich kleine Kinder auseinandersetzen müssen.
Und ja! Schuldige werden dafür gesucht, denn die Natur
Muss anders laufen: Sie ist keineswegs brutal. Sie
Kümmert sich wie eine Mutter und erhält das Leben.
Erst Leibnitz fasste sich ein Herz und schrieb die Theodizee
Angesichts des Elends in der Welt. Was allenthalben überall
Sichtbar wurde, zumal, in Lissabon beim Erdbeben.
Den Vater traf hier keine Schuld! Jetzt ist die Welt ganz irre.
Genug.
Der moderne Aberglauben liegt in der Vermischung
Von Ursachen und Wirkungen, die nicht glasklar
Unterschieden werden können, auf Anhieb.
Denn, das wussten schon die Propheten im alten Israel,
als sie gegen die sog. ‚Tempelprostitution‘ der Kanaäer
wetterten.
Es gibt keine Verbindung zwischen der Fruchtbarkeit der Äcker
Und der Fruchtbarkeit der schönen Jungfrauen
in den Tempeln, die dort heilige Dienste verrichteten, indem
sie
sich allen Männern frei hingaben. Jeremia kritisierte dies
mit dem berühmten Spruch: „Die Väter essen Trauben,
und den Söhnen werden die Zähne schlecht!“ (Jer 31.29)
So die Kausalität des Aberglaubens. Aber diese Verbindung zwischen Vätern und Söhnen
Gibt es schlichtweg nicht! Das aber hilft
Emotional nicht einmal über den Berg,
denn zum Ende hin – am Ende: Jüngster Tag – wollen nur
die Wenigsten mit dem Tod so eng auf Du und Du
zusammenleben. Ihm sich anvertrauen und sich
hinzugeben, wie sich die ‚Jungfrauen‘ der kommenden
Fruchtbarkeit ganz im Kult verschreiben, können nur
akut Betroffene mit einer selbstverständlichen Gelassenheit.
Wer stirbt aber permanent akut und nennt sich
ein ‚Patient des Todes‘? Nur mal so?
Nazis lieben großes Kino. Denken wir an Leni
Und die DEFA. Massenaufmärsche, Inszenierungen
Von Großveranstaltungen und Gruppen. Olympia.
Dieser aber ist allein. Er braucht viel Alkohol.
Der macht ihm Mut zu Größerem.
Der macht ihm Mut, sich vor die Gärtnerei zu stellen,
wo die „Kanacken“ leben und auch arbeiten.
Randale machen, die so recht von Herzen kommt,
und Steine werfen, weil sein Herz versteinert ist
und kein Gefühl mehr kennt als Hass und Schmutz-
parolen gegen „Ausländer“ zu gröhlen.
Das macht zumindest Aufsehen. Denn häufig
Regt sich nicht einmal ein Widerspruch, nur
Manchmal Widerstand in diesem gottverdammten Land.
Das sieht in Städten gleich auch anders aus. Da wohnt die
Antifa,
die macht mobil und stellt den Glatzen überall
handfeste Argumente in den Weg. Die Hand
greift in die Speichen und blockiert das Rad!
Hier, auf dem Land, kommt die Fürsorge in Person
Von Dora, die den Gote auf ihre ganz besondere Art
Und Weise liebt und wertschätzt: Zwischenmenschlich
Mit viel Empathie, jedoch verständnislos und voll
Entsetzt vor seiner Rechtsgesinnung schier erstarren möchte,
wüsste sie nicht, dass hier nur beherztes Eingreifen
Bewegung in die starren Fronten bringt. Mut!
Sie deeskaliert durch Rede und Widerrede:
„Gote ist krank.“ (S.329) – und zwar im Kopf (!),
womit sie diesmal nicht nur die Gesinnung
metaphorisch meint, sondern in der Tat sein Hirn als Biomasse,
die stark auswuchert, unkontrolliert,
was die anderen – hier Tom und Steffen - nicht missverstehn!
Doch dieser Umstand mutet seltsam an. Zum einen
Empathie, Verständnis zwischenmenschlich und Zuneigungen
Andererseits ein Hirnkranker Nazi,
der nicht mehr zu wissen weiß, was er
„eigentlich“ (vgl. Heidegger) da tut. –
Kann das denn sein?
Hier wird der ‚Roman‘ erneut romantisch.
Nach Hölderlin ist gerade das sehr gut! Denn:
Im „Ältesten Systemprogramm des Deutschen Idealismus“
Spricht er von der neuen Idee einer „Mythologie der
Vernunft“,
und meint: Aufgeklärte und Unaufgeklärte
müssten sich die Hände reichen, damit
das Volk vernünftig und die Poesie mythologisch werde,
damit die Philosophen und Erzieher sinnlich würden
und das Volk verständig, demgegenüber. (Ebda.) -
Das alles könne umgesetzt werden im sog. Bildungsroman.
Hier sind wir wieder bei Juli Zeh und ihren „Über Menschen“.
Hier ist der Ort, an dem die „Wölfin wächst“ (S.325) - gleich
Dora. Der Vergleich.
Der nächste Tag ist aktuell. Die Uckermark mit ihrer
‚Landverschickung‘ rückt vom Arsch der Welt inmitten
In das mediale Zentrum des Rassismus in den Nachrichten,
weltweit.
„Floyd“ heißt der Mann und er ist tot und er ist schwarz. Er starb, weil er
nicht mehr weiter atmen konnte, weil
Ein weißer Polizist sich 9 Minuten auf seinen Hals kniete,
gemäß eines offiziellen Würgegriffs zur Ruhigstellung
festgenommener Menschen auf der Straße,
die randalieren. Mit dem Handy aufgenommen, gab es
keine Randale. Floyd röchelte nur noch, er flehte:
„Ich kann nicht atmen!“ Und die Passanten wiesen
Darauf hin. Doch nichts geschah.
Entsetzlich der Rassismus und immer wieder gleich:
Bestimmte Menschen haben keinen Eigenwert, weswegen
Man alles machen kann - mit ihnen.
Hat das was mit Gote zu tun? Müssen wir
Hier trennen oder klar zusammenbringen,
was getrennt irgendwo passiert?
(z.B. oben in Brasilien.)
Dies ist eine Frage schon der altgriechischen Dialektik nach Platon
im gerechten Staat. Nebenher
Kommt Franzi noch gelaufen – ziemlich aufgeregt,
mit einer kindlichen Idee. Soweit.
Für Franzi ist es eine Lösung – oder besser
Eine wirkliche Erlösung, die sie sich selber ausgedacht.
Nach Platon ist es aber besser, würde jeder Geist geschult,
besonders in der Dialektik, denn hier zeigt sich,
ob ein Mensch vernünftig Denken kann, wenn er trennt,
was trennbar ist, weil er die Stellen kennt, an denen,
was getrennt, auch wieder neu zusammen geht.
Ein Beispiel sind die Metzger, die fachmännisch
Tranchieren, wenn es gilt ein Hühnchen zu zerlegen.
Hier wird nicht wild gehackt, sondern tellergerecht
Und mit Bedacht gegliedert! Ein Könner dies.
Und eben das gilt auch für begriffliches Denken
Oder für die sprachliche Vernunft. Hier kann man
Und hier soll man unterscheiden können
Und gebrauchen lernen:
Worte und Begriffe.
Franzi bringt getrenntes eng zusammen.
Die Lösung für ihr verzwicktes Schicksal
Hießt „Familie“: Vater, Mutter, Kind, weshalb
Das Leben plötzlich ziemlich einfach ist: Dora
Heiratet Gote, Franzi bleibt das Kind.
So einfach ist es aber nicht. Denn Gote ist ein Nazi
Und Floyd wurde in den USA von einem weißen
Rassisten im Dienst ermordet. Das ist ebenso rassistisch.
Denn hier sind Nazi-Vergleiche wohl gestattet, wenngleich
Sie in der BRD mitunter streng verboten sind.
Der Roman bringt hier zusammen, was getrennt,
und trennt, was nicht zusammen geht sehr gut.
Die Probleme aber bleiben.
Gendermäßig heißt es: ‚Die‘ Fußball.
Und auch: ‚Die‘ Irrsinn!
Wer hätte das gedacht?
Männersache – Frauensache. Sonst
Noch was?
Gote ist krank. Er bricht zusammen. Und trotzdem
Ist da Dora, die ohne jede Frage hilft.
Das ist zu tun!
So hatte Gote vormals einfach Möbel hergestellt.
Sie fehlten. Auch Farbe an der Wand. Das war zu tun!
Und jetzt: Der Baumstamm wird zur Wölfin.
Und neben dem alten Wolf bleibt Franzi das Kind.
Hier kommt noch die Dialektik ins Spiel:
Franzi hat eine andere Mutter, eine Leibliche.
Das alles läuft ineinander, nebenher und oft getrennt.
Der Leser liest und bündelt die Gedanken. Zudem
Bildet er getrennt davon noch eine Meinung.
Das ist der Stand der Dinge.
Ein neuer Morgen (Robert Havemann) und ein neues Leben.
Was wusste Helmut Kohl vom Gärtnerleben?
Dennoch sprach er selbstverliebt von „blühenden
Landschaften“,
da wo der Tagebau immense Kraterlöcher
und Schwefellüfte durch die Gegend trieb.
Von Frühkartoffeln keine Spur.
Konkurrenz und Abwicklung
der Genossenschaften waren erste Blüten
neuen Winds. Freilich
kann man heute noch lang träumen
von „blühenden Freundschaften“, da wo
die Landschaft und die Leidenschaft
zum Kleingarten in der Uckermark
die Flucht aus Städten überwiegt.
Das alles lässt sich gut vermarkten. Doch die Werbung
Selbst ist ein Relikt aus längst vergangenen Tagen,
Blüht in den Coronatagen selbstredend wieder auf
Und bietet reaktionären Unternehmen wie ‚Ein-Mann‘ oder
„Ein-Frau-Agenturen“ (S. 343) Überlebenschancen, wenn sie
Sich vor dem Bedürfnis tief verbeugen, das als
selbsterzeugtes
Nicht wirklich voll real, ‚Produktwerbungen‘ fingieren.
Real dagegen ist der nimmersatte Kapitalismus, der erzeugt,
was nicht vorhanden und aus dem Nichts das Kapital vermehrt.
Wer dennoch zur Maloche gehen muss, der wird bei Leibe krumm,
aber selten reich. Denn aufrecht stehen nur die
großgeförderten
und hochsubventionierten „Leuchtturmprojekte“ der Konzerne.
Irgendwo, doch selten da, wo man Unterstützung braucht.
Freunde sind dagegen unentbehrlich! Nachbarn auch.
Doch abgesehen davon, ob man wirklich eines Nazis Nachbar
Sein kann, läuft alles wünschenswert, voll
nach Plan. Nicht Planwirtschaft.
Statt sich quer zu legen, siegt die Begeisterung natürlich. Ein Fest muss her. Ein neuer Feiertag.
Ein Fest für Gote, der zwar zu keinem nicht gehört, aber dennoch
Einer ist, von uns: Uns Menschen, Dorfbewohnern, Sterblichen.
Vergessen wir die geschichtsbedingten Antagonismen und Verbote Gruppenweise tollte Feten anzuleiern (- wegen der Corona-Inzidenzien). Nur ein Haushalt
plus eine fremde, aber doch „erblühende Freundschaft“ (S.342)
Ist jetzt bundesweit, gesetzgeberisch gestattet – zumindest derzeit.
Dennoch wird gefeiert. Eine Hand voll namentlich Bekannte
Und eine weitere, statistische, zusammen mit der Feuerwehr,
Ergeben die Gemeinschaft, die mit Gote feiert.
Halt! Genauer: Nicht nur ‚mit‘, sondern hier insbesondere ‚für‘ Gote.
Gut gelungen. – Freilich,
aber nicht sonderlich real.
Macht aber nichts, denn wir Leben
manchmal eben nur idealer Weise. Im Roman.
So ist’s gut! „Gote sieht zufrieden aus …“ (S. 352).
Das ist die halbe Miete für ‚Die Internationale‘ – weltweit:
„Schwerter zu Flugscharen“ (Jes 2,4), hieß es in der DDR.
Wir fangen bei uns selber an, das andere wird sich ergeben.
Das glauben die Naiven,
das glauben, die wie Kinder sind.
Franzi weiß davon ein Lied zu singen. Wenngleich
Nur hier, bis jetzt. Nicht weiter. Am Ende
hat die große Stadt sie längst erworben. –
„Erworben“ - im Sinne von ‚gekauft‘ und durch die Werbung
willenlos bestochen mit Versprechen, die gebrochen.
Eine moderne „Existenzgemeinschaft“ (S. 355) auch dies.
„Aufeinandertreffen und sich wieder trennen“ (S. 355) Ja, als Ideal! Aber jeder (Mensch) geht verändert weiter – oder hält verändert inne.
Nichts bleibt gleich! – Nur Wiederholung!
Kriege bleiben unbewältigt, Nazis auch und auch
Rassisten, wo man sie nicht oft vermutet. Staatsräson!
Dagegen
Leben retten. Jedes Neujahr, da betet der Papst öffentlich
Auf einem kleinen Balkon vor einer großen Menschenmasse
Für den Frieden und die Flüchtlinge auf Lampedusa.
Für die Toten, Instrumentalisierten, mit denen der Grund
Des Mittelmeers gepflastert ist. – Dereinst mal werden die ‚Sieger‘
Darüber in die Hölle einmarschieren mit unüberhörbaren
Fanfaren.
„Nichts geht verloren“ (S. 357). Selbst dann nicht,
wenn man die Wege vertauscht - „der Weg hinauf und hinab
– ein und derselbe“ (Heraklit) – und im Roman
da noch übernachtet, wo man nicht Zuhause ist.
Dafür aber ein gerngesehener Gast! Da bleibt.
„Tach.“ (S. 359) Der neue Tag wird schon begrüßt, an dem
Auch die Erinnerung verweilt. Denn die Erinnerung geht
Auf zwei Wegen: herkommend, aus der Vergangenheit,
hingehend, in die Zukunft. „Wir werden gewesen sein!“,
sagt Kohelet, der Prediger Salomons, der König war
des himmlischen Jerusalems – von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Also fahren wir an den Ort der Kindheit.
„Wir haben hier gewohnt“ (S. 364). Es war sehr trist!
Nur ab und zu ging’s in die Stadt, nach Rostock, beispielsweise.
Da war was los. Ein Volksfest: „Pyro, Bier und geile
Stimmung“ (S. 365).
Doch der Vergleich zu Gestern hinkt! – Friedlich war das
Dorffest,
aber „Rostock-Lichternhagen“ (S. 365) war brutal und zynisch,
menschenverachtend.
Ein Nazi-mob marschierte: ‚Fitschis klatschen!‘, Wohnungen
abfackeln,
alles totmachen, und so weiter. – Gote war dabei!
Wir müssen uns erinnern!
Die Vergangenheit wirkt weiter – und das stimmt!
Sie ‚kann‘ aber auch zum Abschluss kommen.
Gote „war“ dabei! – Jetzt ist er es nicht (mehr)! Das hilft,
denn auch das ‚Zweite Futur‘ hat da recht,
wo es heißt: „Wir werden gewesen sein.“
Das heißt tatsächlich: ‚Wir waren nicht!‘
Sein und Nicht-Sein, ununterschieden, gleich: Eins.
Das befreit! „Besseres“ gab und gibt es nicht auf dieser Welt. Der Unterschied
zwischen Gut und Schlecht ist ‚eine‘ Perspektive,
die – solange die Welt noch existiert – alternativlos ist! Solange, bis die Erinnerung in eine neue Zukunft weist:
„Seht, ich mache alles neu“ (Offb 21,5): „Einen neuen Himmel
Und eine neue Erde“ (2 Petr. 3,13) und ihr werdet
„neue Menschen“ sein. – Das ist die Verheißung.
Sie ist das, was immer „besser“ ist, weil auch Buddha hier im Recht!
Das Verlöschen einer Kerze ist normal. Letztendlich
Scheitern die Kampagnen, weil sie nichts als Werbung sind.
Erst am Ende aller Werbung vergeht die Peinlichkeit, die
- wie alles – auf reiner Schuld, auf Ausbeutung, basiert.
„‘Das ist der schönste Tag in meinem Leben‘, sagte Franzi.“
(S.371)
Der Umstand „irgendwohin“ passt nicht auf den ‚Himmel‘
Und nicht auf das buddhistische ‚Nirvana‘. Nichts.
Und dennoch ist täglich „irgendwo“ ein Stau, den die
Nachrichten
Synchron, zeitgleich ansagen.
Zuviel Verkehr und zu dicht aufgefahren,
Unfälle auf Autobahnen.
Nicht wirklich haben wir uns daran gewöhnt!
Die Forderung: Beschränkung, auf eine Höchstgeschwindigkeit.
-
Nicht so Gote! Der fährt ungebremst mitten am Tag gegen die
Wand,
die nirgendwo steht, aber als Straßenbaum gezielt zugegen
ist.
Am Straßenrand. Entlang. Ein grüner Streifen. Da.
Gote ist tot! – So erbärmlich, unerbärmlich
kann das „Nie wieder …“ sein. Nie
wieder gemeinsam: „Das ist ungeheuerlich.“ (S.387)
Die Geschichte endet: Ich bin meine Welt, die mit mir
Vergeht und mit mir, ihr‘ alle! Und Alles. –
Die Innenansicht.
Von außen aber bleiben Lebende, die weiter gehen als bis zum Grab.
Sie organisieren – die Entropie wächst – neue Feiern.
Diesmal eine Abschiedsfeier:
Blumen, Reden, Würdigungen,
letzte Blicke aufeinander. – Schmerzen bleiben.
Die Wölfe stehen mit am Grab. Eine geschnitzte Familie
Aus Ahorn und Sehnsucht. Und aus Erinnerung.
Und ich höre sie laut heulen:
„Was stellst du dich an. Das ist doch genau das,
was du wolltest. Du wirst alles loswerden.“ (S. 396)
Besser hätte das Gautama Siddharta Buddha auch nicht sagen
können: Eingehen in das Nirvana allen Seins.
„Das ist es also, was bleibt“ (S.397): Ununterschieden,
geschieden
Sein!
Das nenne wir „vermissen“. Die anderen aber sind Vollendete.
Das Wetter drückt die Stimmung aus: Es regnet,
ohne Subjekt, einfach so.
Keiner ist da, der den Regen regnen lässt. Woher
„trotz alledem“ (S. …), so die Hoffnung?
Woher das ewige „es gibt da draußen vielleicht jemanden“
(S.405),
der DA ist! – „Für mich.“ (S.405)
Denkt Dora zwischenzeitlich.
Wir haben alle Zeit der Welt, uns auf dem Friedhof
einzurichten.
Das tut zwar keiner, und kaum einer gern,
denn da will keiner wohnen, der nicht zuvor
dDas Leben ausgenossen. Und nur bei Zeiten kommen einige, wenige, die noch etwas tun,
was Tote ‚nur erleiden‘ können,
weil sie die absolute Passivität geworden sind.
So auch Gote. Nicht einmal Danken kann er –
oder gar verabscheuen, was da geschieht.
So ist es!
Die aus der Großstadt extra Angereisten, sind, nicht anders,
aber
Voller Werbung und offener Konkurrenz.
Franzi hat sich stark verändert. „Du kannst kommen,
wann immer du willst“ (S.411), als Alternative, verhallt,
zu deinem Leben, ungehört.
Doch Dora weiß, was Franzi weiß, dass sie sich niemals
Wiedersehen. – Der „kairos“, der bleibt!
In Ewigkeit, alternativlos.
Ich hör‘ die Wölfe heulen:
Die „Nachtwölfe“ fahren einen Corso,
In Moskau, auf ihren Harleys.
Und auch Putin fährt ultranational
auf seinem Dreirad ‚Harley‘ mit.
Ein nationaler Rockeraufmarsch.
Und ein Empfang mitten in Berlin
am Brandenburger Tor mit anderen MCs.
Es dröhnen die Motoren. Ein Spalier
bis an das Grab:
Für einen der Ihren.
Es berichteten die Medien.
Verschieden.
*** (Trier, 06.03.22 online eingestellt - Die Formatierung erlaubt an dieser Stelle keine Versgliederung meines Ursprungtextes von 2021)
Der Springbrunnen am 07.07.2022
(Für Heraklit und Nikolaus von Cues)
Wenn alles ist im Übergang und Wandel, dann pass auf, pass auf, nicht zu verhungern, im Zwischenbereich, der ist - und nicht, zugleich.
Im Ohngefähren, da, ist kein Halten, 'alles fließt', und selbst das Ufer bricht hinweg, das bewußtlose, ... Un!
Der Sand rinnt, beständig, aber, obgleich fallend, steht 'der fliegende Pfeil' in deinem Bewußtsein, alles still.
Definitiv. Und absoluter Überfluß, wie eine Balkenwaage, ausgeglichen, steht und fließt das Wasser, satt von Schale zu Schale, ... Über!